Arbeiten mit Top-Talenten im Internat

 

19. Januar 2022

Im Interview mit der Online-Plattform News4teachers spricht der plus-MINT Koordinator vom Birklehof über die Arbeit mit den Top-Talenten und darüber, warum es ihm so viel Freude bereitet.

„Ich muss keinen dieser Schülerinnen und Schüler auffordern, sich mal mit Wissenschaft zu beschäftigen“, sagt Oliver Boneß, Mathematik- und Physik-Lehrer an der Schule Birklehof in Hinterzarten bei Freiburg. Gemeint sind Kinder und Jugendliche, die für das plus-MINT-Programm ausgewählt wurden und nun in dem Internat intensiv dabei unterstützt werden, ihre besonderen Talente – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) eben – zu entwickeln.

Hoch motivierte Schülerinnen und Schüler, die sich von selbst daran begeben, komplexen Stoff zu bearbeiten – ein Lehrertraum? „Im Prinzip schon“, sagt Programmkoordinator Boneß und lächelt. „Man muss sich nicht lange mit dem einfachen Schulstoff aufhalten.“ Darüber hinaus gebe es mit dieser Klientel von Hochbegabten praktisch keine disziplinarischen Probleme.

Boneß muss es wissen: Er betreut das Programm – und lebt als „Hauserwachsener“ mit Jungen aus den Stufen neun und zehn im Internat. Schon das Wecken morgens gehört zu seinen Aufgaben. „Ich habe dadurch viel mehr Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, als wenn ich sie nur unterrichten würde. Die Beziehungsarbeit macht einen großen Teil aus.“

„Es geht meist um Beweise, um das, was in der Schulmathematik ein bisschen zu kurz kommt“

Kann man sich das Zusammenleben im Internat vorstellen wie eine permanente Klassenfahrt? Boneß lacht – ja, so ähnlich sei das durchaus. Ist das für ihn als Lehrkraft nicht furchtbar anstrengend? „Wenn mich das belasten würde, dürfte ich den Job nicht machen“, sagt der Pädagoge, der sein Referendariat an einem konventionellen staatlichen Gymnasium absolviert hat und dann an einem Berufskolleg unterrichtete. Das Schöne sei, dass es im Internat viel Zeit für Gespräche über den Lernstoff hinaus gebe und er den Entwicklungsprozess seiner Schützlinge eng begleiten könne.

Und der ist durchaus besonders. Die Auserwählten des plus-MINT-Programms waren allesamt hervorragende Schülerinnen und Schüler, manche mit ihrem Interesse auch etwas einsam, bevor sie von einer normalen Schule ans Internat wechselten. Ihr besonderes Engagement zeigte sich schon früh etwa an der Teilnahme an Wettbewerben.

Im Internat nun leben sie mit gleichgesinnten Altersgenossinnen und -genossen zusammen und werden fachlich auf hohem Level, weit über das normale Abiturniveau hinaus, gefördert. Im Alltag im Birklehof bedeutet dies zum Beispiel, dass sich Kinder und Jugendliche regelmäßig im Mathe-Club treffen, um über mathematische Probleme zu diskutieren. Und damit ist nicht der Schulstoff gemeint. „Es geht meist um Beweise, um das, was in der Schulmathematik ein bisschen zu kurz kommt“, erklärt Boneß. Andere haben sich in Teams zusammengefunden, um Projekte für „Jugend forscht“ zu entwickeln. Da werden dann gemeinsam genetisch veränderte Algen gezüchtet, Computerspiele entwickelt oder eine Punktezähltafel für die Sporthalle gebaut. Wiederum andere besuchen bereits Seminare an der nahegelegenen Universität Freiburg.

Der Austausch mit seinen Schülerinnen und Schülern führt den Pädagogen fachlich durchaus an seine Grenzen – und darüber hinaus. „Es ist ganz normal, dass Schülerinnen oder Schüler mit Fragen kommen, auf die ich keine Antwort habe. Ich kann ja nicht für alle Themen Experte sein, schon gar nicht, wenn sich die Schülerinnen und Schüler ein halbes Jahr intensiv damit beschäftigt haben. Ich muss dann auch mal passen. Ich kann aber immer Tipps geben, wo sie weiterrecherchieren können“, sagt Boneß. Kratzt es nicht am Lehrer-Nimbus, bei manchen Problemen überfragt zu sein?  Wieder lächelt Boneß. „Das muss man schon aushalten können“, sagt er. News4teachers

 
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